
Verluste in Corona-Krise Lufthansa kündigt Entlassungen an
Stand: 06.08.2020 10:39 Uhr
Die Lufthansa hat im zweiten Quartal einen Milliardenverlust hinnehmen müssen. Bei dem geplanten Stellenabbau seien betriebsbedingt Kündigungen auch in Deutschland nicht mehr vermeidbar, so der Konzern. Die Gewerkschaften sind alarmiert.
Die Lufthansa hat das zweite, von der Corona-Pandemie besonders belastete Quartal mit einem milliardenschweren Verlust abgeschlossen. Um Sonderfaktoren bereinigt sei ein Betriebsverlust von 1,7 Milliarden Euro angefallen, teilte die Lufthansa mit. Der Nettoverlust belief sich demnach auf 1,5 Milliarden Euro.
Lufthansa schließt betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus
tagesschau 20:00 Uhr, 06.08.2020, Uli Meerkamm, HR
Bei nur noch vier Prozent der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach der Umsatz um 80 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ein.
"Wir erleben eine Zäsur des globalen Luftverkehrs", sagte Vorstandschef Carsten Spohr. "Vor 2024 rechnen wir nicht mehr mit einer anhaltenden Rückkehr der Nachfrage auf das Vorkrisenniveau." Vor allem auf den Langstreckenverbindungen werde es keine schnelle Erholung geben.
Betriebsbedingte Kündigungen wahrscheinlich
Angesichts stockender Verhandlungen mit den Gewerkschaften in der Corona-Krise verschärft das Unternehmen die Gangart beim Abbau Tausender Arbeitsplätze. Der Plan, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, sei angesichts der Entwicklungen im weltweiten Luftverkehr und der Verhandlungen mit den Gewerkschaften auch für Deutschland nicht mehr realistisch, teilte der inzwischen teilverstaatlichte Konzern bei der Vorlage seiner Quartalsbilanz mit.
Der Plan zum Abbau von weltweit etwa 22.000 Vollzeitstellen ist bereits bekannt. Derzeit wird mit der Arbeitnehmerseite über ein Entgegenkommen verhandelt, um die Einschnitte zu begrenzen.
Gewerkschaften kritisieren Blockadehaltung
Die Gewerkschaften reagierten mit Unverständnis auf die Drohung des Konzerns. "Die Verhandlungen laufen noch. Sich jetzt festzulegen darauf, auf betriebsbedingte Kündigungen nicht zu verzichten, ist konträr", sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Janis Schmitt.
"Jetzt mit Kündigungen zu drohen, ist unötig und in der Kabine sogar vertragswidrig", erklärte UFO-Geschäftsführer Nicoley Baublies. Die Vizechefin der Dienstleistungsgewerkschaft Christine Behle warf der Lufthansa eine "Blockadehaltung" in den noch laufenden Verhandlungen vor. Die Gespräche über das weitere Vorgehen sollten heute fortgesetzt werden.
Wegen der Reisebeschränkungen in der Corona-Pandemie waren kaum Passagierflüge im zweiten Quartal möglich. Erst ab Mitte Juni konnte mit der Aufhebung der Reisewarnungen innerhalb Europas das Angebot wieder ausgebaut werden.
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