
Corona-Schulschließungen Schüler lernten nur halb so lang wie sonst
Stand: 05.08.2020 14:51 Uhr
Kein anwesender Lehrer, stattdessen Smartphone und Computer: Während der coronabedingten Schulschließungen hat sich die tägliche Lernzeit deutscher Schülerinnen und Schüler laut einer Umfrage halbiert. Gleichzeitig stieg der Medienkonsum.
Kinder haben sich während der Corona-Krise einer Studie zufolge nur halb so lange mit der Schule beschäftigt wie sonst. Wie aus einer Umfrage des Ifo-Instituts unter 1100 Eltern hervorgeht, sank die tägliche Lernzeit von 7,4 auf 3,6 Stunden.
Demnach haben 38 Prozent der Schüler höchstens zwei Stunden täglich gelernt, 74 Prozent maximal vier Stunden. Gleichzeitig verbrachten die Kinder und Jugendlichen mehr Zeit mit Fernsehen, Computerspielen und dem Handy: Hier gab es einen Anstieg von 4,0 auf 5,2 Stunden. Vor allem leistungsschwächere Schüler ersetzten Lernen durch passive Tätigkeiten.
Tägliche Lernzeit deutscher Schüler halbierte sich im Corona-Lockdown
tagesschau 15:00 Uhr, 05.08.2020, Eva Frisch, BR
Psychische Belastung steigt
"Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass wir unter Beachtung der Schutzmaßnahmen wieder zum normalen Schulunterricht zurückkehren", sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann. Wo Schließungen unvermeidlich seien, sollten die Schulen direkt auf Online-Unterricht umstellen.
Den Eltern sei das Problem sehr bewusst, teilte das Ifo-Institut mit. Demnach denken 64 Prozent, dass ihr Kind während der Corona-Krise "viel weniger" gelernt hat als vorher. Zugleich verstärkten sie ihr eigenes Engagement: Während Eltern vor den Schulschließungen durchschnittlich eine halbe Stunde täglich mit ihrem Kind beim Lernen verbrachten, verdoppelten sie diese Zeit während Corona auf gut eine Stunde.
Für 38 Prozent der Eltern brachte die Situation für ihr Kind oder für sie selbst eine große psychische Belastung. 28 Prozent berichteten, sie hätten sich mehr mit ihren Kindern gestritten als vorher. Bei Kindern aus Akademikerhaushalten gingen die schulischen Tätigkeiten ähnlich stark zurück wie bei den anderen Kindern, allerdings stiegen die "passiven Tätigkeiten" wie der Medienkonsum etwas geringer.
Pflicht zum Online-Unterricht?
Das Ifo-Institut verwies zugleich auf Ergebnisse einer Befragung aller Menschen in Deutschland, wonach 79 Prozent die Schließungen der Schulen während der Corona-Krise im Frühjahr als eine richtige Maßnahme einstuften. Ebenso viele sprachen sich demnach zugleich dafür aus, in einem solchen Fall eine Pflicht zum Onlineunterricht einzuführen.
Politiker diskutieren derzeit, unter welchen Bedingungen der Schulbetrieb nach den Sommerferien wieder aufgenommen werden kann. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob Maskenpflicht auch in den Klassen gelten soll.
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