
OECD-Studie Gute Noten für deutsche Berufsausbildung
Stand: 08.09.2020 15:37 Uhr
Deutschlands System der Berufsausbildung erhält viel Lob in der Bildungsstudie der OECD. Auch die frühkindliche Bildung hat sich verbessert. Doch es gibt auch Kritik und eine Warnung - vor allem vor den Folgen der Corona-Pandemie.
Deutschland bekommt im internationalen Vergleich gute Noten für sein Bildungssystem. Das ist ein Ergebnis des jährlichen Berichts "Bildung auf einen Blick" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in dem die Bildungssysteme der OECD- und anderer Länder verglichen werden.
Lob für Berufsausbildung
Besonders hervorgehoben wird in dem Bericht die deutsche Berufsausbildung. Im Vergleich mit anderen Industrienationen liegt Deutschland hier in der Spitzengruppe: Die Berufsausbildung in Deutschland stelle demnach eine hohe Beschäftigungsfähigkeit sicher und werde eine Schlüsselrolle in der Erholungsphase nach der Corona-Krise spielen.
Die eigentliche Stärke sei das Zusammenspiel zwischen schulischem und betrieblichem Lernen, erklärt OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher. Ein Manko sieht er allerdings im deutlich niedrigen Erwerbseinkommen gegenüber akademischen Berufen.
Andreas Schleicher, Bildungsdirektor der OECD, zur Bildungsstudie in der Corona-Krise
tagesschau24 15:00 Uhr, 08.09.2020
Die berufliche Bildung ist Schwerpunkt des aktuellen Berichts der OECD. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach von einem "guten Zeugnis" und unterstrich die Bedeutung der Fachkräfteausbildung für den wirtschaftlichen Erfolg in Deutschland.
Überdurchschnittlich in der frühkindlichen Bildung
Positive Noten bekommt Deutschland auch für die frühkindliche Bildung: Hierzulande kommen demnach auf jede pädagogische Fachkraft fünf Kinder. Der Durchschnitt der OECD-Länder liegt dagegen bei sieben Kindern.
2018 besuchten in Deutschland 41 Prozent der Einjährigen Einrichtungen wie Krippen oder eine Kindertagespflege. Damit liegt Deutschland deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 34 Prozent. Bei den Zweijährigen waren es sogar 67 Prozent und somit 21 Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt.
Unterdurchschnittlich bei Bildungsausgaben
Die Bildungsausgaben in Deutschland liegen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter dem OECD-Schnitt. 2017 gab die Bundesrepublik dem Bericht zufolge 4,2 Prozent des BIP dafür aus, bei einem OECD-Durchschnitt von 4,9 Prozent.
Allerdings waren die Ausgaben pro Kopf, also pro Bildungsteilnehmer, mit jeweils 13.529 Dollar (rund 11.400 Euro) höher als in den meisten anderen Ländern: Der OECD-Schnitt liegt hier bei 11.231 Dollar.
Warnung vor Pandemie-Folgen
Die OECD hatte mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie aber auch warnende Worte für den Bildungsstandort Deutschland. Insbesondere lange Schulschließungen seien zwar notwendig gewesen, doch ihre Kosten "für die Einzelnen und die Gesellschaft sind sehr hoch".
Andreas Schleicher beklagte außerdem einen großen Unterschied zwischen Schülern, die familiär und technisch während der Schulschließungen unterstützt wurden und jenen, die nicht davon profitieren konnten.
Der Einschnitt habe Folgen für die gesamte Bildungs- und Erwerbsbiografie. Wesentlich sei nun die Ausstattung aller Schulen mit Computern.
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