
Ärger über Reinhardt Die Masken-Zweifel des Ärztepräsidenten
Stand: 22.10.2020 22:00 Uhr
Der Chef der Bundesärztekammer, Reinhardt, hat mit widersprüchlichen Aussagen zum Nutzen von Alltagsmasken Irritationen ausgelöst. Für SPD-Politiker Lauterbach Grund genug, ihm den Rücktritt nahezulegen.
Über den Nutzen von Alltagsmasken wurde vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie viel diskutiert. Mittlerweile gilt jedoch als gesichert: Bei richtigem Gebrauch dämmt der Mund-Nasen-Schutz die Verbreitung von Viren ein. Jetzt hat der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, den Nutzen erneut bezweifelt - und damit deutliche Kritik ausgelöst.
In der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" sagte Reinhardt am Mittwochabend, dass er das Tragen in manchen Situationen befürworte. Allerdings sei er von den Alltagsmasken nicht überzeugt, "weil es auch keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz darüber gibt, dass die tatsächlich hilfreich sind - schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken". An einer Stelle sprach der Ärztekammer-Chef von einem "Vermummungsgebot".
Lauterbach fordert Rücktritt
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach bezeichnete die Wortwahl auf Twitter als "unentschuldbar" für den "ranghöchsten deutschen Ärztefunktionär". Reinhardt beschädige die Arbeit seiner Kollegen. "Aus meiner Sicht ein Rücktrittsgrund, wenn er das nicht sofort zurücknimmt", schrieb er. Eine Forderung, auf die Reinhardt bislang nicht reagiert hat.
Ärztegewerkschaft: "Widerspruch zur Studienlage"
Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, kritisierte, gerade in der jetzigen Phase der Pandemie komme es darauf an, mit klaren Botschaften die Bevölkerung über den notwendigen Infektionsschutz aufzuklären.
Leider habe Reinhardt den Eindruck erweckt, dass für ihn Alltagsmasken zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nur von geringem Wert seien. "Diese persönliche Auffassung des Bundesärztekammer-Präsidenten steht im Widerspruch zur aktuellen Studienlage und ist geeignet, das seit Monaten wirksame und evidenzgestützte Konzept zur Minimierung von Infektionen zu diskreditieren." Für den Verband stehe außer Frage, dass Alltagsmasken das Risiko einer Übertragung reduzierten.
Gemeinsame Mitteilung der Ärztekammer-Spitze
Reinhardt reagierte heute in einer Mitteilung der Ärztekammer-Spitze - und bekräftigte, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in bestimmten Situationen sinnvoll sei: "Dieser ist zwar kein sicherer Schutz vor einer eigenen Infektion, hilft aber, durch eine mechanische Reduktion der Aerosol-Verbreitung andere zu schützen."
Das Robert Koch-Institut empfiehlt das Tragen von Alltagsmasken in bestimmten Situationen als Baustein, um Risikogruppen zu schützen und die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu reduzieren.
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