
Erste TV-Debatte im US-Wahlkampf Wie fit ist Biden und was erzählt Trump?
Stand: 29.09.2020 13:27 Uhr
Bis zu 100 Millionen Menschen werden zuschauen bei der ersten Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten. Was viele wissen wollen: Wie fit ist Biden und wie gehen die Moderatoren mit Trumps Behauptungen um?
Von Katrin Brand, ARD-Studio Washington
Wer zu Chris Wallace geht, sollte seine Fakten beeinander haben. Das gilt auch für Präsidenten. Die USA hätten eine der niedrigsten Sterblichkeitsraten bei Covid-19, behauptete Donald Trump. "Das stimmt nicht, Sir", konterte Chris Wallace. Das war im Juli.
Der Präsident hatte sich auf ein langes Interview eingelassen, das am Ende nur einen Sieger kannte: Chris Wallace, den Star-Journalisten von Fox News. Der Sender ist in vielen seiner Shows eine Propaganda-Maschine für Trump, aber Chris Wallace ist der Mann für den unabhängigen Journalismus: hartnäckig, sachlich, gut informiert, unvoreingenommen.
Strenger "Vater" oder Dialogbereiter?
Er liebe Chris Wallace, den Journalisten, jubelte der Comedian Trevor Noah nach dem Trump-Interview im Sommer, aber als Vater sei er wahrscheinlich ein Albtraum.
Von diesem strengen Chris Wallace wird heute in der ersten Debatte der Präsidentschaftskandidaten vermutlich wenig zu sehen sein. Er hat die Aufgabe, die Kandidaten miteinander ins Gespräch zu bringen. Chris Wallace und die anderen Moderatoren sollen keine Faktenchecker sein, sagt Frank J. Fahrenkopf, Mitglied der unabhängigen Kommission, die die Präsidentschaftsdebatten vorbereitet.
Sechs Schwerpunkte
Chris Wallace selbst hat sich vorgenommen, so unsichtbar wie möglich zu sein. Das sagte der 72-Jährige gegenüber seinem Sender. Sechs Schwerpunkte hat er sich vorgenommen, darunter Covid-19, Rassismus und Gewalt und der Supreme Court. Jedes Thema bekommt 15 Minuten, jeder Kandidat darf zwei Minuten lang antworten.
Drogentest, Doping, Impfstoff
Joe Biden hat, so wird berichtet, die Debatten trainiert, Trump angeblich nicht. Er dürfte seine übliche Mischung aus Halb- und Unwahrheiten verbreiten: Alles wird gut, Covid-19 wird vorbeigehen - und das womöglich noch schneller, weil es ja bald einen Impfstoff gibt, sagte Trump dieser Tage.
Trump dürfte versuchen, Biden persönlich zu treffen, zum Beispiel mit der Behauptung, der 77-Jährige sei gedopt. Er würde gerne einen Drogentest machen, so Trump, und Biden könnte das doch auch tun.
Macht Biden den Faktenchecker?
In früheren Debatten hatte Biden tatsächlich immer mal wieder unsicher und abwesend gewirkt. Wie er sich schlägt, wie präsent er ist, darauf werden viele achten.
Biden wiederum muss sich entscheiden: Macht er den Faktenchecker? Oder versucht er, sein Kernthema Corona durchzubringen: Der Präsident habe das amerikanische Volk monatelang über die Gefahren des Coronavirus belogen, ist Bidens Botschaft. Trump sei nicht für diesen Job geeignet. Auch Trumps Steuerehrlichkeit könnte Stoff für Biden sein.
Auf allen Kanälen
Übertragen werden die anderthalb Stunden von allen großen Nachrichtenkanälen, 100 Millionen Zuschauer werden erwartet. Bei den nächsten beiden Runden dürfte das Interesse nachlassen.
In Ohio, wo die Debatte stattfindet, hat Donald Trump vor vier Jahren deutlich gewonnen. Doch aktuelle Umfragen sehen Biden wenigstens gleichauf, wenn nicht sogar vorn.
Erste TV-Debatte im US-Wahlkampf zwischen Trump und Biden
Katrin Brand, ARD Washington
29.09.2020 14:06 Uhr
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