
Pandemie in Frankreich Macron lockert Corona-Auflagen weiter
Stand: 14.06.2020 23:05 Uhr
Ab heute dürfen in Frankreich Restaurants und Cafes im Großraum Paris wieder öffnen. Präsident Macron erklärte in einer Fernsehansprache, welche Beschränkungen noch aufgehoben werden. Steuererhöhungen schloss er aus.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron drückt beim Lockern der coronabedingten Beschränkungen aufs Tempo. So könnten Restaurants und Cafés im Großraum Paris schon heute wieder komplett öffnen, kündigte der 42-Jährige am Sonntag in einer Fernsehansprache an. Da die Hauptstadt besonders von der Covid-19-Pandemie betroffen ist, darf bisher nur auf Außenterrassen von Lokalen gegessen und getrunken werden. Bisher wurde mit einer Normalisierung in der Gastronomie frühestens zum 22. Juni gerechnet.
Frankreich zwischen Rückkehr zur Normalität und drohender Wirtschaftskrise
tagesthemen 23:15 Uhr, 14.06.2020, Sabine Rau, ARD Paris
Aufruf zur Einheit für den Wiederaufbau
"Von morgen an können wir das Kapitel der ersten Phase der Krise schließen, die wir durchmachen", sagte der Staatschef. Er rief gleichzeitig seine Landsleute zur Einheit auf, um den Wiederaufbau im Land zu meistern. Seine Ansprache war die vierte seit Beginn der schweren Krise Mitte März.
Schulen öffnen noch vor den Sommerferien
Viele Schulen sollten vom 22. Juni an wieder für alle Schüler öffnen, sagte Macron. In Frankreich beginnen in der Regel allerdings Anfang Juli die Sommerferien.
Er wies darauf hin, dass von diesem Montag an Reisen in europäische Länder wieder möglich seien. Von 1. Juli an könnten Menschen in außereuropäische Länder reisen, in denen die Pandemie unter Kontrolle sei. Erneut lobte Macron den gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel vorgelegten Plan für ein EU-Wiederaufbaupaket von 500 Milliarden Euro.
Keine Steuererhöhungen geplant
Frankreich ist mit über 29.000 Toten besonders stark von der Pandemie betroffen. Laut Industriestaatenorganisation OECD könnte die Wirtschaft 2020 im schlimmsten Fall um über 14 Prozent schrumpfen. Steuererhöhungen solle es nicht geben, um die Milliardenkosten der Krise zu bewältigen, sagte der Staatschef. Insgesamt kämpfe der Staat mit rund 500 Milliarden Euro gegen die Krise.
Vor dem Hintergrund von Protesten sagte Macron, man werde unerbittlich sein bei Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierungen. Gleichzeitig stellte er sich hinter die Sicherheitskräfte. In der internationalen Debatte um Kolonial- und Sklavereigeschichte sagte Macron: "Die Republik wird keine Spur und keinen Namen ihrer Geschichte löschen."
Proteste gegen Rassismus
Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA hatten auch in Frankreich viele Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert. Erst am Samstag waren Tausende in Paris auf die Straße gegangen. Aufgerufen zu dem Protest in der Hauptstadt hatte die Schwester des 2016 bei einer Festnahme gestorbenen Adama Traoré. Sie verglich den Fall ihres Bruders mit dem gewaltsamen Tod Floyds in den USA.
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