
US-Fernsehpreis Emmy für Regisseurin Maria Schrader
Stand: 21.09.2020 07:23 Uhr
Videokonferenz statt großer Gala: Erstmals wurden die wichtigsten Fernsehpreise der Welt nur virtuell vergeben. Drei Produktionen stachen besonders heraus - und auch aus deutscher Sicht gab es Grund zum Jubeln.
Die deutsche Regisseurin Maria Schrader hat den Emmy Award für die beste Regie in einer Miniserie gewonnen. Schrader bekam die Auszeichnung für die vierteilige Serie "Unorthodox" beim Streaminganbieter Netflix. Sie erzählt darin die Geschichte der ultra-orthodoxen Jüdin Esther, die vor ihrem Ehemann aus New York nach Berlin flüchtet. "Ich bin sprachlos", sagte die auch als Schauspielerin ("Deutschland 86") bekannte 54-Jährige in einer Live-Schalte nach Los Angeles, umgeben von einigen Mitgliedern des Teams.
"Watchmen" räumt groß ab
Bei den Emmys für Fernsehfilme und Miniserien war "Watchmen" mit insgesamt elf Preisen der große Gewinner. Die Serie wurde unter anderem mit dem Preis für die beste Miniserie ausgezeichnet. Einer der Schauspielerpreise ging an Hauptdarstellerin Regina King. Die auf einem gleichnamigen Comic basierende Serie dreht sich um aktuelle Themen wie Rassismus und Polizeigewalt oder das Maskentragen.
In ihren Reden erinnerten die Macher an ein dunkles Kapitel der US-Geschichte, das der Serie zugrunde liegt: Beim Massaker von Tulsa waren laut mancher Schätzungen im Jahr 1921 bis zu 300 Schwarze umgebracht worden. "Dieses Land vernachlässigt seine eigene Geschichte oft zum eigenen Nachteil", sagten die Drehbuchautoren Damon Lindelof und Cord Jefferson.
"Nichtdank" an Trump und Johnson
Das opulente Familienepos "Succession" gewann insgesamt sieben Emmy Awards, unter anderem als beste Dramaserie des Jahres. Die opulent ausgestattete Serie handelt davon, wie die erwachsenen Kinder des alternden Patriarchen Logan Roy um dessen Medienimperium kämpfen. Auch Jeremy Strong als bester Hauptdarsteller und Andrij Parekh als bester Regisseur wurden mit dem wichtigsten Fernsehpreis der Welt ausgezeichnet.
Er wolle einigen "Nichtdank" aussprechen, sagte Produzent und Drehbuchautor Jesse Armstrong bei der Bekanntgabe des Preises für die beste Dramaserie. Ein "Nichtdank" gehe an das Coronavirus und an Donald Trump und Boris Johnson für deren "lausige und unkoordinierte Antwort" darauf, sagte er. Ein "Nichtdank" gehe auch an alle Nationalisten auf der Welt und "an alle Medienmogule, die sie an der Macht halten", erklärte der Brite.
Engagierter Aufruf zur Wahl
Einen Siegeszug legte auch die kanadische Familienserie "Schitt's Creek" hin. Catherine O'Hara und Eugene Levy wurden als beste weibliche und männliche Comedy-Darsteller für ihre Rollen als Moira und Johnny Rose ausgezeichnet. Daniel Levy wurde als bester Autor einer Comedyserie geehrt. In der warmherzigen Serie, die insgesamt neun Awards erhielt, geht es um eine reiche Familie, die nach Problemen mit der Steuerbehörde fast ihr gesamtes Vermögen verliert und ihren Lebensstil entsprechend anpassen muss.
"Im Kern handelt unsere Serie davon, welche Veränderungen Liebe und Akzeptanz auslösen", sagte Mitschöpfer und Darsteller Daniel Levy. "Und das ist etwas, das wir heute mehr als je zuvor brauchen." Er rief die Zuschauer auf, sich für die Präsidentschaftswahl am 3. November als Wähler zu registrieren.
Die anstehende Wahl, Rassismus und Polizeigewalt waren insgesamt ein großes Thema bei den Dankesreden. Einige Nominierte trugen T-Shirts mit den Namen getöteter Schwarzer. Preisträger Mark Ruffalo, der für seine Rolle in der Serie "I Know This Much Is True" ausgezeichnet wurde, sagte in Bezug auf die US-Wahl: "Wir haben einen großen, wichtigen Moment vor uns. Werden wir ein Land der Spaltung und des Hasses sein? Ein Land nur für bestimmte Menschen? Oder werden wir eins sein?"
Verleihung ohne Publikum
Die Preisverleihung war in diesem Jahr von der Corona-Pandemie geprägt. Moderator Jimmy Kimmel begrüßte die Zuschauer zu Beginn in einem Wortspiel zu den "Pand-Emmys". Die Preisträger und Nominierten waren nicht anwesend, sondern wurden per Videoleitung zugeschaltet.
Kimmel bemühte sich gar nicht, den Fakt zu beschönigen, dass Hollywood eine Preisverleihung mitten in einer Pandemie veranstaltet: "Es war ein schreckliches Jahr, voll von Spaltung, Ungerechtigkeit, Krankheit, Zoom-Schulunterricht, Katastrophen und Tod", sagte er. "Wir waren im Lockdown, wie Gefangene zu Hause in einem dunklen einsamen Tunnel - und was fanden wir am Ende dieses Tunnels? Unseren guten alten Freund, das Fernsehen!"
Kimmel sprach zu Beginn der Show zunächst vor applaudierenden Stars, gab dann aber preis, dass dies Aufnahmen der Vorjahre waren und er nahezu allein auf der Bühne im Staples Center stehen werde. "Natürlich haben wir kein Publikum", sagte der Komiker. "Das hier ist keine MAGA-Rally", ergänzte Kimmel als Seitenhieb auf die "Make America Great Again"-Wahlkampfreden, die US-Präsident Donald Trump trotz Infektionsrisikos während der Corona-Pandemie vor Tausenden Anhängern hält. Kimmel ging dann in einen Raum hinter der Bühne, wo auf vielen TV-Bildschirmen die Stars des Abends zugeschaltet waren.
Die „PandEmmys“: Videokonferenz im Smoking
Katharina Wilhem, ARD Los Angeles
21.09.2020 09:06 Uhr
Mit Informationen von Katharina Wilhelm, ARD-Studio Los Angeles
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